Volkswagen AG
Kündigungen und Werksschließungen in Deutschland?
Die Autoindustrie in Deutschland galt lange als außerordentlich sicherer Arbeitgeber. Die aktuellen Herausforderungen in der Branche haben dies verändert. So kündigte Volkswagen die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung, wodurch ab Mitte 2025 auch betriebsbedingte Kündigungen wieder möglich sein werden. Das größte VW-Werk in Deutschland nach Beschäftigtenzahl ist das Stammwerk in Wolfsburg. Hier waren Ende 2023 rund 60.500 Menschen tätig.Im Fokus der Sparmaßnahmen steht vor allem die Stammmarke Volkswagen Pkw, welche eine besonders hohe Abhängigkeit vom chinesischen Markt aufweist. Markenübergreifend verzeichnete Volkswagen in den ersten neun Monaten 2024 bei den Auslieferungen in der Volksrepublik einen Rückgang von etwa 10,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im 3. Quartal 2024 wurde hier sogar ein Rückgang von 15 Prozent verzeichnet.
Auch in Europa fiel die Nachfrage, allerdings vor allem aufgrund des insgesamt geschrumpften Marktes und nicht, wie in China, durch den wachsenden Konkurrenzdruck und der Abkehr vom Verbrenner. So lagen die Pkw-Neuzulassungen in der EU 2023 gut 19 Prozent unter dem Niveau von 2019. Der Marktanteil von Volkswagen Pkw in der EU lag zuletzt zwischen zehn und zwölf Prozent. Damit wirkte sich die schwache Nachfrage auch spürbar auf die Absatzzahlen von VW aus und es entstand eine Überkapazität in der Produktion, die langfristig nicht finanziert werden kann.
Die nun angestrebten Einsparungen sollen unter anderem für Investitionen in neue Modelle und eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber chinesischen Autoherstellern und im Bereich der Elektromobilität eingesetzt werden. Im Jahr 2023 erzielte Volkswagen weiterhin gute finanzielle Ergebnisse. Im Laufe des Jahres 2024 machten sich die finanziellen Belastungen jedoch zunehmend bemerkbar, wodurch die Dringlichkeit für weitere Einsparungen wuchs. So ging das Konzernergebnis von Volkswagen im dritten Quartal 2024 im Vergleich zum 3. Quartal 2023 um fast 64 Prozent zurück.
Deutlicher Umsatzanstieg dank Auftragsbestand
2023 führte der Aufschwung bei den Auslieferungen zu einem deutlichen Anstieg des Umsatzes der Volkswagen AG. Insgesamt rund 332,3 Milliarden Euro bedeuteten einen neuen Höchststand und ein Wachstum von etwa 15,5 Prozent. Schon im Vorjahr war nach einem Anstieg von etwa 11,5 Prozent ein neuer Umsatzrekord erzielt worden. Unternehmensangaben zufolge war der deutliche Anstieg bei Auslieferungen und Umsatz vor allem auf das Abarbeiten von angestauten Aufträgen zurückzuführen. Der operative Gewinn von Volkswagen stieg im Vergleich zu starken Wachstum beim Umsatz, jedoch kaum und lag nur knapp 500 Millionen Euro höher als im Vorjahr. Dadurch ging die operative Umsatzrendite der Volkswagen AG auf sieben Prozent zurück.VW und Audi als Absatztreiber, Porsche als Gewinngarant
Die Marken Volkswagen Pkw und Audi waren auch 2023 bei den Auslieferungen der Volkswagen AG nach Marken am erfolgreichsten. Mit rund 4,8 Millionen Autos waren über die Hälfte aller Fahrzeugauslieferungen des Konzerns von der Stammmarke VW-Pkw. Bei Audi lag die Zahl bei etwa 1,9 Millionen. Beide Marken verkauften rund 300.000 Fahrzeuge mehr als 2022. Den größten prozentualen Zuwachs verzeichnete bei den Pkw aber Seat mit einem Plus von fast 35 Prozent.Bei den Nutzfahrzeugen konnte vor allem MAN zulegen und verkaufte im Gegensatz zum Vorjahr dank eines Anstiegs von über 37 Prozent wieder mehr Fahrzeuge als Scania.
Wichtigste Marken bei der Erwirtschaftung von Profiten sind aber allen voran Porsche und Audi. Das operative Ergebnis der Porsche AG lag bei fast 7,3 Milliarden Euro und damit etwa eine Milliarde Euro höher als das operative Ergebnis der Audi AG. Zum Vergleich: Das operative Ergebnis von Volkswagen-Pkw lag 2023 bei rund 3,5 Milliarden Euro.
Acht Prozent E-Autos
Gerade auf dem für Volkswagen so wichtigem chinesischem Markt wächst die Bedeutung von E-Autos rasant und eine Vielzahl von Herstellern kämpft um Marktanteile. Inzwischen liegt der chinesische Hersteller von Plug-in-Hybriden und vollelektrischen Autos BYD beim Pkw-Absatz nach Herstellern in China vor dem VW-Joint Venture mit FAW. Die Zahl der Auslieferungen von E-Autos durch die Volkswagen AG ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und lag 2023 bei rund 771.000. Damit stieg auch der Anteil an den Auslieferungen insgesamt auf gut acht Prozent. Bei den Auslieferungen von E-Autos nach Marken der Volkswagen AG verzeichnete bislang, wie auch bei den Auslieferungen insgesamt, VW-Pkw die höchste Zahl. Den höchsten Anteil an E-Autos bei den Fahrzeugauslieferungen verzeichnete bislang aber Porsche, mit im Jahr 2023 über 12 Prozent.Von VW bis Lamborghini und Scania – Die Marken der Volkswagen AG
Insgesamt 13 Fahrzeugmarken bündelt die Volkswagen AG unter einem Dach. Diese sind innerhalb des Konzerns in vier Markengruppen gegliedert:- Volumen: Mit Seat, Skoda, Volkswagen Nutzfahrzeuge und Volkswagen Pkw bildet diese Markengruppe den Kern des Geschäftsbereiches für Personenkraftwagen. Der Fokus liegt vor allem auf Modellen, welche in großer Zahl verkauft werden können, wie Klein- und Kompaktwagen und seit einigen Jahren auch zunehmend SUV.
- Progressive: Die Gruppe Progressive wird durch die Marken der Audi AG bestimmt. Dazu zählen neben Audi auch der britische Hersteller von Luxusautos Bentley, der italienische Motorradhersteller Ducati und der italienische Hersteller für Sportwagen Lamborghini.
- Sport & Luxury: Zu diesem Unternehmensbereich zählt nur die Porsche AG. Als einer der erfolgreichsten Hersteller für Sport und Luxusautos weltweit ist die Marke gerade bei der Generierung von Gewinnen ein wichtiges Standbein für VW.
- Traton: Hier sind die Marken der Volkswagen AG für schwere Nutzfahrzeuge zu Hause. Dazu zählen der MAN, Scania, Volkswagen Truck & Bus und seit 2021 der US-amerikanische Hersteller für Lkw und Busse Navistar. Neben dem europäischen Markt, mit MAN und Scania, sind für die Traton SE mit den Marken Navistar und Volkswagen Truck & Bus auch die amerikanischen Märkte bedeutend.